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Pflegende Angehörige

Die stille Mehrheit im Pflegesystem

In Deutschland werden die meisten pflegebedürftigen Menschen nicht in Heimen oder von Pflegediensten versorgt, sondern von ihren Familien. Pflegende Angehörige – das sind Ehepartner, Kinder, Eltern oder Freunde, die täglich Verantwortung übernehmen. Sie sind das Rückgrat unseres Pflegesystems – und zugleich oft unsichtbar.

Alltag zwischen Fürsorge und Erschöpfung

Pflegende Angehörige organisieren den Tagesablauf, begleiten zu Arztterminen, kümmern sich um Medikamente, Haushalt und Betreuung. Viele müssen ihre Arbeitszeit reduzieren oder ganz aus dem Beruf aussteigen, um die Pflege stemmen zu können. Freizeit, soziale Kontakte und die eigene Gesundheit bleiben dabei oft auf der Strecke.

Die doppelte Last

Die Pflege eines Angehörigen bedeutet mehr als körperliche Arbeit. Sie ist auch seelisch belastend:

  • Emotionale Nähe macht es schwer, Grenzen zu ziehen.

  • Bürokratische Hürden kosten Zeit und Nerven.

  • Finanzielle Sorgen entstehen, wenn Einkommen wegfällt oder Pflegekosten steigen.

  • Gesundheitliche Folgen reichen von Schlafstörungen bis zu Depressionen.

Unsichtbare Helden – unverzichtbar und doch allein

Pflegende Angehörige leisten Enormes. Trotzdem fühlen sie sich oft allein gelassen, denn Anerkennung und Unterstützung hinken der Realität hinterher. Viele wissen nicht, welche Hilfen ihnen zustehen – oder finden keine passenden Angebote.

Was dringend gebraucht wird

Damit pflegende Angehörige nicht ausbrennen, braucht es:

  • mehr niedrigschwellige Entlastungsangebote wie Tagespflege oder Kurzzeitpflege,

  • bessere Information und Beratung,

  • flexiblere Arbeitsmodelle, die Pflege und Beruf vereinbar machen,

  • und eine gesellschaftliche Anerkennung, die ihre Rolle sichtbar macht.

Rückgrat der Pflege – aber nicht um jeden Preis

Pflegende Angehörige sind der größte und wichtigste Pflegedienst des Landes. Ohne sie würde das System zusammenbrechen. Doch Verantwortung darf nicht bedeuten, dass sie selbst auf der Strecke bleiben. Es ist Zeit, ihnen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen – und die Anerkennung, die sie verdienen.

Fakten zu pflegenden Angehörigen

  • Rückgrat der Pflege: Rund 86 % der Pflege in NRW leisten Angehörige, nicht professionelle Dienste.

  • Stationäre Pflege selten: Nur ca. 14 % der Pflegebedürftigen leben in Heimen – die meisten werden zu Hause versorgt.

  • Doppelte Belastung: Viele Angehörige müssen ihre Arbeitszeit reduzieren oder aufgeben → Einkommensverlust & Altersarmut drohen.

  • Gesundheitliche Folgen: Häufige Beschwerden sind Schlafstörungen, Erschöpfung, Depressionen und körperliche Überlastung.

  • Fehlende Entlastung: Tagespflegeplätze gibt es in NRW nur für knapp 3 % der Pflegebedürftigen – viel zu wenig.

  • Gesellschaftliche Kosten: Wenn Angehörige ausfallen, entstehen hohe Kosten für Kommunen und das Gesundheitssystem.

 Fazit: Pflegende Angehörige sind unverzichtbar – verdienen aber mehr Anerkennung, Entlastung und Unterstützung.